Darauf hat die Liga gewartet. Das Spitzenduell in der Kreisklasse zwischen dem SVV und der SG Bautzen Nord. Der SVV hat bisher von acht Spielen sieben gewonnen, BZ toppt das mit sechs gewonnenen von sechs absolvierten Matches. Und das ohne Satzverlust. So eine Dominanz ist schon außergewöhnlich und nötigt allen Respekt ab. Aber keine Angst. Der SVV war absolut heiß auf dieses Duell. Irgendjemand muss doch mal die Glanzserie der Bautzener abbrechen. Oder? Großhartau komplettierte übrigens das Feld der Spielwilligen
Im ersten Spiel traf die SG Nord auf den aktuellen Besitzer der roten Laterne, Fortschritt Großhartau. Das wirklich Beeindruckende an den Bautznern ist ihre Konstanz, egal wer der Gegner ist. Nord zieht seinen Stil unbeeindruckt durch. Großhartau bekam das brutal auf die Schnitte geschmiert. Bisher hatte der Tabellenletzte in der Spielzeit gut mitgemischt, dreimal den Tiebreak erreicht, im Hinspiel nur knapp mit (20; 23) verloren. Aber was diesmal für ein Desaster. Nach 12 Minuten war der Satz mit 25:3 vorbei. Das sah aus wir Bayern gegen den BFV 08. Im zweiten Satz begann es genauso verheerend. Bei 1:10 gab es die erste Auszeit. Aber dann stockte der Angriffswirbel bei den Bautznern, Großhartau zeigte, dass auch in der Westlausitz Volleyball gespielt wird. Der Satz geht trotzdem klar mit 25:12 an die SG Nord. Ein sehr beeindruckender Auftritt.
Der SVV hatte nach langer Zeit wieder mal Personalprobleme. Mit sieben Leuten lag man deutlich unter dem eigenen saisonalen Schnitt. Mit Doppel-Daniel und Lutz fielen gleich drei Leistungsträger aus, Lars war noch erkältungsgeschwächt. Neben diesen Problemen musste auch taktisch umgestellt werden. Im System 4/2 hatte man seit Urzeiten nicht gespielt, die Zuspieler wurden mit ungewohnten Abwehraufgaben konfrontiert. Aber man konnte ja erst mal gegen den Tabellenletzten probieren. Die Probe fiel nicht überzeugend aus. Das Spiel wurde zwar erwartungsgemäß 2:0 gewonnen (17; 20), aber die vorher erlebte Übermacht der SG Nord konnte nicht „nachgespielt“ werden. Der SVV Sechser war mit den Gedanken selten komplett beim Spiel, Abstimmung und taktisches Verhalten, auch bedingt durch die systemische Umstellung erleichterten Großhartau die Sache und ermöglichte diesen eine normale Leistung. Man hatte nie das Gefühl, dass der SVV das Spiel verlieren könnte, aber die Fehlerquote war doch erschreckend hoch. Auch merkte man jedem Akteur an, dass dieses komische Spiel schnell vorbeigehen sollte, was aber vom Einzelnen ungenügend unterstützt wurde.
Was sollte das bloß gegen den Überflieger der Liga werden? In dieser Besetzung? Mit einem ungewohnten 4/2-System? Ein unglaublicher Sieg!!! Eine unglaubliche 180°-Wendung im Vergleich zum Spiel Nr.1. Ein brillantes Spiel über alle Mannschaftsteile. Ein absolut „tödlicher“ Carsten in Angriff und Block. Die taktische Variabilität, in entscheidenden Situationen das Tempo erhöhen zu können. Glück. Begeisterung. Einsatz. Willen. So zog man der SG spät, aber nicht zu spät im ersten Satz den Zahn. Nach einem 15:19 wurde ein 25:22 herauskombiniert.
Aber auch das gehört zum SVV. Der zweite Satz konnte nicht auf dem Level des ersten absolviert werden. Die SG dominierte mehr oder weniger, aber ausreichend. Drei, vier Punkte Differenz waren immer, gegen Ende des Satzes wurde es noch mehr. Aber da kamen wieder mal von der Bank die richtigen Signale. Ruhig bleiben, konzentrieren, Spielfaden wiederfinden. Das zwischenzeitlich runtergerutschte Herz wurde wieder aus der Hose geholt. Der Satz wurde nur mit 20:25 verloren.
Tiebreak. Wieder lief der SVV hinterher. Aber diesmal knapper und immer mit dem Gefühl, dass man Gleichwertigkeit erzielt hatte. Und wie schon im zweiten Satz bekam der SVV gegen Ende das Spiel wieder besser in Griff. Beim 13:12 war der SVV erstmals vorn. Und gab diese Führung bis zum 17:15 nicht mehr ab. Dann brachen alle Dämme. Man hatte eine Ahnung, was sich emotional im Maracana im letzten Sommer abgespielt hat. Alle waren platt, körperlich und mental. So oft gewinnt man ja nicht in der Höhle des Löwen. Die SG zollte dem Sieger allen Respekt. Auch in dieser Situation zeigten die Bautzner Größe, dankbar, an einem wirklich großen Spiel teilgenommen zu haben.
Die Kreisklasse ist nun oben wieder offener. Der SVV wird sich keine Schwächen leisten können, wenn das so bleiben soll. SG Nord bleibt nach diesen beiden Vorstellungen immer noch der Staffelfavorit.
In Bautzen jubelten: Jan Eckhardt, Lars Stech, Thomas Bartusch, Carsten Nitsche, Steffen Gräubig, Ronny Mildner und Dirk Drechsler.
PS.: In Echt haben die drei Spiele genau in der anderen Reihenfolge, wie im Spielbericht beschrieben, stattgefunden. Der Schreiber hat aber an dieser überspitzten Dramaturgie festgehalten. So konnte nach dem starken Spiel der Bautzner und der schwachen Leistung vom SVV im dritten Spiel ein ganz anderer Spannungsbogen erreicht werden. Ich verbuche das unter künstlerischer Freiheit. Also bitte nochmal abschnittsweise lesen.
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