… rutschte es einem nahen Verwandten des Verfassers aus dem Mund beim Blick auf das Spielprotokoll. Das kann man sagen, wenn man zweimal 1:2 verliert und die Gegnerschaft sich aus den Mannschaften des Tabellenspitzenreiters und des Letzten der Liga zusammensetzt. Das kann man auch sagen, wenn die Tiebreaks so deutlich verloren worden sind, wie noch nie in der SVV-Geschichte. Aber das kann man nicht sagen, wenn man die ganze Geschichte kennt.
Wieder einmal traten nur sieben Sportfreunde den weiten Weg in die Residenzstadt unseres Landesvaters an. Panschwitz-Kuckau und MSV III sollten die Gegner sein. Sportlich gesehen war die Begegnung gegen den MSV sportlich wertvoller, wollte man durch einen Sieg den Abstand zum Abstiegsplatz konstant halten. Soweit der Plan. Aber der Plan ist nur so gut wie das Personal, das diesen Plan umsetzen soll. Zahlenmäßig waren wir schon mal im Soll, hatten sogar einen Mann für die Bank. Aber der gesundheitliche Zustand der Mannschaft ließ zu wünschen übrig. Fred Winkler* hatte mit einem grippalen Infekt zu tun und bat darum, erst im wichtigeren Spiel gegen Bautzen eingesetzt zu werden. Pit Schönwald* erschien mit Bandscheibenproblemen, Dennis Hultsch* hatte sich einen Nerv im Rücken geklemmt. Ein klassisches „ohne Drei spiel Vier“, aber das ist eine andere Sportart.
Schockierend, aber nicht spielentscheidend, war auch der Zustand der Halle in PK. Aus den lichtüberfluteten Umkleidekabinen trat man in eine dermaßen schlecht beleuchtete Halle, dass man dachte, man befindet sich in den diffusen Räumen des angrenzenden Klosters. Sascha Berwings Satz: „Hier dusch ich nicht“ sagt zudem alles über die sanitäre Ausstattung des Spielortes. Aus den o.g. Gründen wurde auf ein 4/2 System ausgewichen. Die in ihrer Bewegung am meisten Behinderten spielten zu. Das klappte im ersten Spiel gegen PK zunächst ganz gut, weil ohne inneren Erwartungsdruck agiert werden konnte, wobei der Spitzenreiter lange Zeit nicht wie ein solcher spielte. Erst ab Mitte des ersten Satzes kam zum Tragen, dass die rückengeschädigten Zuspieler weder blocken noch schnelle Bewegungen machen konnten. PK gewann klar mit 25:14. Der zweite Satz war wiederum ausgeglichen bis zum zehnten Punkt, doch dann zog der SVV auf 20:13 davon. Vieles klappte bei uns, vieles ging beim Gastgeber schief. Besonders lobenswert der Einsatz und die Spielweise von „Gast“ Thomas Müller, der sich dem SVV aus der Not geboren zur Verfügung stellte. PK konnte dem Spiel keine Wende mehr geben und verlor den Satz mit 21 Punkten. Die Vorfreude, trotz aller negativen Vorzeichen dem Spitzenreiter eine Heimniederlage zuzufügen, wurde schnell pulverisiert. Nach Fehlern in allen Mannschaftsteilen folgte der totale Absturz. Auszeiten bei 0:3 und 0:10 konnten eine 2:15 Klatsche nicht verhindern. Was folgte, war keine Depression. Man hatte immerhin beim Spitzenreiter einen Satz geholt und phasenweise ordentlich gespielt.
Gegen Bautzen wurde dem Spieler mit den größten körperlichen Gebrechen eine Pause verordnet. Fred Winkler* hoffte nun, dass seine Einsatzpause im ersten Spiel gereicht hätte, um gegen den MSV entscheidende Akzente zu setzen. Am Spielsystem wurde nichts geändert. Nach wenigen Spielzügen musste der fittere der beiden Rückenpatienten ausgewechselt werden. Eine unglückliche Bewegung und es war aus. Ein weiteres Handicap für den SVV. Im ersten Satz lief der SVV immer ein paar Punkte hinterher und verlor mit 21:25. Im zweiten Satz hielt man bis zum 17:17 ordentlich mit, legte dann eine Schippe drauf und holte sich den Satz 25:20. Damit waren die Körner aber endgültig alle. Nach eigener 3:0 Führung passierte etwas, was so noch keiner in seiner Laufbahn erlebt hatte: Ein Durchmarsch von 15 Punkten für den Gegner. Man war im ganzen Satz auf seiner Anfangsposition festgenagelt. Kurioserweise lag die Annahmequote bei 100%, auch die Zuspiele vom bandscheibengeplagten Pit Schönwald* waren passabel. Aber das dauernde Anrennen der Angreifer, die Blocksicherheit und Cleverness des Gegners, die Blockunfähigkeit des Zuspielers auszunutzen, zogen dem SVV brutal den Nerv. Selten war Lutz Leuteritz nach einem Spiel so platt, aber da in diesem Satz 70% der eigenen Angriffe über ihn liefen und er somit quasi im Dauereinsatz stand, war das nicht verwunderlich. Es wurden keine Möglichkeiten gefunden, sich aus dieser festgefrorenen Spielsituation zu befreien und der MSV nutzte das zum ersten Sieg in der Saison.
Fazit: Alles versucht, nichts erreicht. Mit etwas Abstand wird sich der eine oder andere fragen, ob eine Spielabsage unter den am Anfang erläuterten Vorzeichen nicht auch eine Alternative gewesen wäre. Ich persönlich fand es, allerdings auch erst im Nachhinein, unvertretbar, mit zwei Spielern anzutreten, die massive Rückenprobleme hatten. Bei Schach oder Halma sollte das nicht das Problem sein, aber da wird sich ja auch nicht so häufig und rückenfeindlich bewegt.
(c) Der Verfasser
Diese dunkle Stunde erlebten: Lutz Leuteritz, Lars Stech, Thomas Müller, Jan Eckhardt, Pit Schönwald*, Fred Winkler*, Dennis Hultsch*.
*Namen auf Wunsch der Betroffenen von der Redaktion geändert.